Hameln, 01.05.2023: Das Demokratieschutzprojekt im Kunstkreis Hameln vom 12.03. bis 23.04.2023 ist beendet. Welches Fazit ist zu ziehen?
- Besuchsstatistik
Die Räumlichkeiten des Kunstkreises waren an 42 Tagen geöffnet. Die Aufsicht / Ausstellungsbegleitung erfolgte durch die Mitarbeiterin des Kunstkreises, sowie durch ehrenamtliche Helfer, den Verein Denkanstoß Hameln und die Polizei.
Es gab zwei Ausstellungseröffnungen, drei Vortragsveranstaltungen, drei Ortsführungen, einen Grafikworkshop und 28 Führungen durch die Ausstellungen.
Insgesamt wurden etwa 934 Menschen erreicht.
Die Zahl teilt sich auf in:
- Ausstellungseröffnungen: 135 Personen
- Vortragsveranstaltungen: 135 Personen
- Schulklassen*/Workshop: 87 Personen
- Ausstellungsführungen ohne Schule: 294 Personen
- Stadtführungen: 45 Personen
* zwei Ausstellungswochen waren in den Osterferien
Rund 180 Personen kamen aus den Reihen der Polizei Niedersachsen.
Als besondere Besuchsgruppen sind zu nennen:
Aus dem Netzwerk Schutz der Demokratie und ihrer Akteure:
- Besprechung der Ansprechpersonen im Netzwerk
- Eine Gruppe Justizanwärter der Jugendanstalt Hameln
- Die Führungskreise/Leitungsebenen der Stadt Hameln, des Jobcenters Hameln-Pyrmont, sowie Leitungsebene und Personalrat der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont.
Aus dem Bereich Jugend/Schule/Organisationen:
- Schulklassen der OS-Nord, des Albert-Einstein-Gymnasiums und der Elisabeth-Selbert-Schule
- Eine Gruppe der Ev. Jugend Hameln-Pyrmont
- Eine Gruppe der Akademie Überlingen
- Eine Gruppe von „Hameln kann´s“
Aus dem überregionalen Bereich der Polizei:
- Besprechung des Nds. Innenministeriums mit den Polizeivizepräsidenten des Landes Niedersachsen
- Besuch der Leitungsebene und der Demokratiepaten der Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen
- Besprechung des Polizeihauptpersonalrates Niedersachsen mit den Vorsitzenden und TarifvertreterInnen der Bezirkspersonalräte
- Besprechung des Polizeibezirkspersonalrates mit den Vorsitzenden und TarifvertreterInnen der örtlichen Personalräte in der Polizeidirektion Göttingen
Aus der Politik:
- Gruppensitzung und Ausstellungsführung der SPD/FDP/Grüne Gruppe im Kreistag Hameln-Pyrmont
- Teilnahme der MdB Johannes Schraps und MdL Constantin Grosch und Ulrich Watermann an Veranstaltungen
Zum Vergleich: Im Jahr 2020 besuchten mehr als 900 Menschen die Ausstellung „Freunde, Helfer, Straßenkämpfer – Die Polizei in der Weimarer Republik“. Diese Ausstellung war an 38 Tagen geöffnet. Hier war die Resonanz der Schulklassen (damals ohne Ferienunterbrechung) und der örtlichen/überörtlichen Politik größer.
- Medienberichterstattung
In der örtlichen Tageszeitung DEWEZET gab es einen umfassenden Ankündigungsartikel zum Ausstellungsprojekt, eine ausführliche Verlaufsberichterstattung der Ausstellungseröffnung „Im Westen nichts Neues“, ein Vorabinterview mit dem Historiker Frank Werner, der auch Chefredakteur der ZEIT Geschichte ist, sowie die Ankündigungen der Sonderveranstaltungen.
Das Anzeigenblatt „Hallo Sonntag“ veröffentlichte das Veranstaltungsprogramm.
Der lokale Rundfunksender „radio aktiv“ berichtete von beiden Ausstellungseröffnungen sowie über den Vortrag von Frank Werner. Zudem sendete er ein Auftakt- und ein Abschlussinterview mit dem Organisationsteam und kündigte die Veranstaltungen und Führungen verlässlich u.a. auch auf seiner Homepage an.
- Bewertung:
Als herausragend positiv ist die Zusammenarbeit mit den Ausstellungsgebern, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin und dem Erich-Maria-Remarque Friedenszentrum in Osnabrück zu nennen. Für die lokale Anbindung stand die Zusammenarbeit mit dem Verein für regionale Kultur und Zeitgeschichte, dem Museum Hameln und der Dokumentations- und Lernort Bückeberg gGmbh.
Die Kunstkreisörtlichkeit war gerade durch die zwei Ausstellungsräume ideal. Aus der Lage am Rathausplatz abseits der Wegebeziehungen ergibt sich allerdings wenig spontaner Zugang für Stadtbesuchende/Touristen. Der Kunstkreis wird eher gezielt aufgesucht.
Die Präsentation zweier unterschiedlicher Ausstellungen erwies sich als Herausforderung. Zum einen ist die Kommunikation nach außen anspruchsvoll. Weiterhin sind die Inhalte der Ausstellungsführungen durch die beiden (miteinander verknüpften) Themen umfangreich gewesen.
Im Ausstellungsteam besteht die Einschätzung, dass die Personen, die an den Führungen oder den Veranstaltungen teilgenommen haben, sehr zufrieden waren. Es waren keine „schönen“ Ausstellungen, aber wichtige, so die Rückmeldungen.
Die Schwierigkeit bestand darin, die Menschen in den Kunstkreis zu bekommen. Hier hat sich der hohe Werbeaufwand für Veranstaltungen und Führungen weitgehend bewährt. Ein „Selbstläufer“ waren die Ausstellungen nicht. Besonders wertvoll waren die Vorträge von Frau Höflich und Bernhard Gelderblom, die die lokalen Bezüge nach Hameln herstellten.
Wir sind mit der Gesamtzahl der Besuchenden zufrieden. Insgesamt hätte die Resonanz gerade bei den Schulen, ebenso bei den politischen Gremien und im Netzwerk „Schutz der Demokratie“.
- Persönliches Fazit:
Frank Werner sagte in seinem beeindruckenden Weimar-Vortrag in etwa sinngemäß, dass etablierte Demokratien schleichend sterben. „Todesursache“ sind häufig Desinteresse und fehlende Informationen bei breiten Wählerschichten. Dazu kommt dann ein Agieren demokratiefeindlicher Gruppierungen, denen es mit Desinformation, Emotionalisierung, Verschwörungserzählungen und Hetze gelingt, politische Mehrheiten zu gewinnen. Wenn diese dann an der „Macht“ sind, schaffen sie die Demokratie quasi von innen heraus ab. Die Querdenker- oder auch Reichsbürgerbewegung zeigt, dass Menschen, die erst einmal in dem Sog von Verschwörungserzählungen emotionalisiert sind, nur sehr schwer wieder für die demokratischen Prinzipien zurückzugewinnen sind. Daher muss in gezielte Prävention und weitere Energie in politische Bildung zur Sensibilisierung des Erkennens demokratiezersetzender Handlungen investiert werden. Handlungsebene sind insbesondere die Kommunen, da es hier leichter möglich ist, die Menschen persönlich zu erreichen.
Das Ausstellungsprojekt im Kunstkreis war ein Versuch zu zeigen, was getan werden kann. Ich würde mir wünschen, dass Verantwortungstragende in Verwaltungen, Politik, Vereinen und Verbänden prüfen, wie sie in Zukunft ähnliche Initiative vielleicht noch etwas aktiver unterstützen können.
Der Verein Denkanstoß Hameln e.V. wird auch in Zukunft zu Veranstaltungen einladen, bei denen es im Hintergrund immer um die oben genannten Präventionsziele gehen wird. Schön wäre es hier ein Netzwerk zu bilden, um gemeinsam mit entsprechend hohem Nachdruck Menschen zu erreichen.
- Danksagung:
Die Ausstellungen wären nicht möglich gewesen ohne vielfältige Unterstützung. Eine Reihe der Akteure sind schon genannt. Nennen möchte ich zusätzlich den Landschaftsverband Hameln-Pyrmont, das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Landesverband Hamburg, das Kulturbüro der Stadt Hameln und die Polizei. Diese vier haben durch die Übernahme der grundlegenden Kosten die Umsetzung ermöglicht. Danksagen möchte ich aber auch dem Vorstand des Kunstkreises Hameln sowie den dort ehrenamtlich tätigen Menschen und Frau Weißlogel, die verlässlich und freundlich die Aufsicht über die Räumlichkeiten sicherstellten. Frau Höflich und Bernhard Gelderblom stellten ihr Wissen ehrenamtlich zur Verfügung.
Last not least zu nennen sind Karsten Holexa, Andreas John und Matthias Kinzel für ihr persönliches Engagement in der Sache.
Ralf Hermes
Fotorückblick (Diaschau) auf die Veranstaltungen im Kunstkreis Hameln im April 2023 #muttutgutwbl
Alle Informationen zu den Veranstaltungen sind auf der Ausstellungshomepage unter:
https://denkanstoss-hameln.de/muttutgutwbl zu finden.
Siehe auch auf Mastodon (hameln.social) unter:
https://hameln.social/@demokratieschutz
Die Projektorganisation lag in den Händen des Vereins Denkanstoß Hameln e.V.
Ausstellungsbilanz als PDF:
herral, 01.05.2023